14. Januar 2020
Leserbrief
„Pendlerin zwischen zwei Kontinenten“
Im Schwarzwälder Bote vom 13.01.2020 wird die Unternehmerin Marion Bötel, die einen Handwerksbetrieb von Amerika aus lenkt, begeistert gefeiert.
Häufig von Kalifornien nach Spaichingen hin und zurück – das sei nichts Ungewöhnliches.
Eines vorab: Als Selbständiger freue ich mich grundsätzlich über jede unternehmerische Tätigkeit. Ob aber ein Heizungsbaubetrieb mit 12 Mitarbeitern von Amerika aus geleitet werden muss, wage ich sehr zu bezweifeln, insbesondere nachdem wir täglich mit Verboten, Ermahnungen, Belehrungen und Zurechtweisungen bezüglich unseres Umweltverhaltens bombardiert werden.
Auch, dass die Chefin und ihr Ehemann ihren Traum einer einjährigen Weltreise realisieren konnten, gönne ich ihnen.
Dem steht entgegen, dass heute einem einfachen Arbeitnehmer seine Fahrt zur Arbeitsstätte mit seinem Auto als umweltschädlich vorgehalten wird.
Der Zeitungsartikel suggeriert, im Zeitalter von Handy und Laptop könne man von überallaus arbeiten, weil man jederzeit erreichbar sei. Die extremen Umwelt-auswirkungen der unzähligen Reisen - in diesem Fall um die halbe Welt - werden in diesem Artikel ignoriert, während sonst keine Gelegenheit ausgelassen wird, den Bürgern ständig ein schlechtes Gewissen einzureden, nur weil diese die für sie beste Mobilitätsform, das Auto, nutzen.
Der vorbeschriebene Fall hat jedenfalls mit Klimaschutz genauso wenig zu tun, wie die Bemühungen des Herrn Spahn, tausende Pflegekräfte aus Mexico einzufliegen.
Abertausende unnütze Flüge des Europaparlaments und 50.0000 (fünfzigtausend!) Delegiertenreisen aus allen Ecken der Welt zu diversen Klimagipfeln, zeigen jedenfalls überdeutlich: Wohlfeile Forderungen nach mehr Umweltschutz und gelebte Wirklichkeit klaffen oft so weit auseinander wie Kalifornien und Spaichingen voneinander entfernt sind.
Günther Schöttle
Nagold