12. Januar 2022
Leserbrief von Günther Schöttle „Spuk trifft Wirklichkeit“ zum
Leitartikel: „Wenn das Gespenst Dunkelflaute spukt“
mit der Bitte um vollständige und zeitnahe Veröffentlichung
Im Leitartikel des Schwarzwälder Boten vom 30. Dezember 2021 verharmlost Alexander Del Regno die drohende Blackout-Gefahr, die mit dem Abschalten der letzten AKW´s noch zunehmen wird, mit Feststellungen und vermeintlichen Lösungen, die einem die Haare zu Berge stehen lassen.
Das Gespenst Dunkelflaute spuke zwar, aber es sei kein Grund Gespenster zu sehen.
Bei Stromausfall könne ja Strom zwischen den europäischen Ländern je nach Bedarf gehandelt werden – meint er.
Dass nahezu alle Länder um uns herum, neue Atomkraftwerke bauen, um ihren eigenen – stark ansteigenden – Strombedarf zu decken, scheint dem Journalisten entgangen zu sein.
Es müssten moderne Gaskraftwerke her, die perspektivisch mit grünem Wasserstoff betrieben werden können und dezentrale Blockheizkraftwerke um flexibel auf die Nachfrage zu reagieren und Energiespeicher und Leitungen, die Ökostrom von Norden nach Süden transportieren müssten ebenfalls schnell erstellt werden.
Es ist diese völlige Ahnungslosigkeit von technischen Zusammenhängen, die einen verzweifeln lässt.
Bevor ein modernes Gaskraftwerk in Betrieb gehen kann, vergehen in der Regel zwischen 3 und
6 Jahre. Der Betrieb mit Wasserstoff ist reine Theorie, weil völlig unwirtschaftlich. Dezentrale Blockheizkraftwerke können nur als Insellösungen dienen und Energiespeicher in notwendigem Umfang gibt es bis zum heutigen Tag keine. Der Ausbau von Wasserkraftspeichern ist finanziell, gesellschaftlich und zeitlich völlig utopisch. Die Stromleitungen, die der Autor in Ermangelung von Fachwissen und Zeitabläufen fordert, werden seit Jahren diskutiert, sind aber deshalb noch keinen Kilometer weitergekommen.
Dass die Energiewende 1,5 Billionen EURO kosten wird, ficht Herr Del Regno nicht an, ebenso wenig der Umstand, dass mit dem massenhaften Ausbau der Windenergie unser Schwarzwald als Tourismusmagnet unwiederbringlich zerstört sein wird. Wer will in einem Industriewindpark Urlaub machen – und wer soll dann die bereits jetzt darbende Tourismusindustrie vor dem Ruin retten?
Ich prophezeie, dass nach den ersten größeren Stromausfällen alle dafür Verantwortlichen unschuldig sein werden. Und: Selbstverständlich wird es jeder vorher gewusst haben, aber dann ist es zu spät.
Günther Schöttle
Nagold