Leserbrief
Leitartikel vom 19.04.2021 „Impfe sich wer kann“
Einen Leitartikel der besonderen Art gab es am 19.04.2021 im Schwarzwälder Boten zu lesen.
Auslöser war die Kritik von Prof. Drosten, die älteren Bürger seien unsolidarisch gegenüber den Jungen, weil sie sich partout nicht mit Astrazeneca impfen lassen wollen.
Wir lesen im Schwarzwälder Boten mit Erstaunen, die Jungen verzichteten freiwillig auf Kitas und Schule, Sport, Freundschaften, Kultur und Reisen – auch um die Gesundheit der Älteren zu schützen.
Unabhängig davon, dass Säuglinge, Kleinstkinder und Schüler weder das Alter noch die Kompetenz haben, freiwillig auf Kita oder Schulen verzichten zu können – erst Recht nicht wegen der Besorgnis um die Gesundheit der Älteren - haben deren Eltern lediglich die unausgegorenen und alarmistischen Repressalien der Regierung, des RKI und untergeordneter Stellen ausbaden müssen.
Daraus eine Fürsorge gegenüber der Risikogruppen der Älteren zu konstruieren, ist schon ziemlich fragwürdig.
Der unverhohlenen formulierten Drohung der Journalistin bei Nichtinanspruchnahme des Astrazeneca-Impfstoffes drohe schlimmstenfalls das baldige Ableben der unsolidarischen Alten ist von derartig bösartigem Zynismus geprägt, dass es einem buchstäblich die Sprache verschlägt.
Die Frage, ob Junge oder Ältere mehr oder weniger solidarisch gegenüber dem jeweilig anderen sind, mag jeder für sich selbst beantworten.
Fraglos dient aber ein derartiges unseriöses Machwerk wie der vorgenannte Artikel trefflich dazu, eine weitere Spaltung zwischen Jung und Alt, zwischen Geimpften und Ungeimpften herbeizuschreiben.
Quo Vadis – Journalismus?
Günther Schöttle
Nagold-Emmingen